Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Das Bild zeigt das Gebäude Adam-Kuckhoff-Str. 35

Kontakt

Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg,
Seminar für Slavistik

Telefon: +49 345 55-2 35 51
Telefax: +49 345 55-2 70 46

Adam-Kuckhoff-Str. 35
06108 Halle (Saale)

Bürozeiten: Montag - Freitag;
Sprechzeiten:
Montag: 10.30 - 12 Uhr, Dienstag u. Donnerstag:
10 - 12 + 13 - 15 Uhr und Mittwoch: 12 - 14 Uhr sowie nach Vereinbarung

Postanschrift:
Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg,
Seminar für Slavistik
06099 Halle (Saale)

Weiteres

Login für Redakteure

Geschichte der Halleschen Slavistik

Beginn der Slavistik an der Universität Halle-Wittenberg

Porträt von H. W. Ludolf
© „Franckesche Stiftungen zu Halle“

Porträt von H. W. Ludolf © „Franckesche Stiftungen zu Halle“

Porträt von H. W. Ludolf
© „Franckesche Stiftungen zu Halle“

Bereits im Wintersemester 1697/98 wurde an der Universität Halle (nur vier Jahre nach ihrer Gründung 1694) zum ersten Mal in Europa universitärer Russischunterricht veranstaltet.  Der Lektor war kein Geringerer als Heinrich Wilhelm Ludolf (1655 - 1712), ein in Erfurt geborener englische Diplomat im Dienst der dänischen Krone. Ludolf beherrschte auf Grund der Ausbildung durch seinen Onkel Hiob Ludolf eine Vielzahl von Sprachen und ist durch seine diplomatischen Dienste weit gereist. Bei seiner Reise nach Russland 1692-1693 lernte Ludolf auch die Russische Sprache. Durch die Bekanntschaft mit Philipp Jacob Spener (1635-1705) wurde er auch auf die Tätigkeiten von August Hermann Francke (1663-1727) in Halle aufmerksam und er besuchte diesen,die neu gegründeten Glauchschen Anstalten und die Universität im Jahr 1698, wo er für vier Monate Interessierte in der russischen Sprache unterrichtete. Bis heute wird sein Porträt in der Kunst- und Naturalienkammer im Hauptgebäude der Franckeschen Stiftungen zu Halle ausgestellt.

Quelle: Ларин Б. А.: Генрих Вильгельм Лудольф. Русская 
грамматика (Оксфорд, 1696). — Л., 1937, S. 1.

Quelle: Ларин Б. А.: Генрих Вильгельм Лудольф. Русская грамматика (Оксфорд, 1696). — Л., 1937, S. 1.

Bereits 1696 verfasste das linguistische Multitalent die erste Grammatik des Russischen „Grammatika russica“, die er in lateinischer Sprache in Oxford veröffentlichte und im Unterricht in Halle einsetzte. In seinen späteren Briefen nach Halle fügte Ludolf stets auch ein paar Zeilen auf Russisch hinzu „für meine russische Schüler“ (s. Archiv der Franckeschen Stiftungen zu Halle). 1702 wurde an der Theologischen Fakultät der Universität das Collegium orientale theologicum eingerichtet, wo „Sclavonisch, Russisch und Polnisch“ regulär unterrichtet werden sollten. Die ersten Lehrer dieser Sprachen waren Studenten aus Russland, dem Baltikum oder Ostpreußen. Einige von ihnen sind auch als Übersetzer pietistischer Literatur und der Bibel in slavische Sprachen (Polnische, Russische, Tschechische, Sorbische) bekannt, darunter Simeon Todorski, später Religionslehrer und Beichtvater der russischen Zarin Katharina II, der gebürtigen Prinzessin Sophie Fredericke Auguste von Anhalt-Zerbst. Die Übersetzungen wurden in der Waisenhausdruckerei gedruckt, welche auf Grund  der von August Herrmann Francke 1701 erworbene Typographia orientalica et exotica, auch kyrillischen Typen besaß. Von Halle aus wurden die Drucke in den Ländern der Übersetzungssprachen verbreitet. Mit diesen Arbeiten knüpfte man an die Übersetzungstradition der Universität Leucorea in Wittenberg an, wo 1584 die „windische oder creinerische“ Bibel (die erste Bibelübersetzung ins Slowenische) vom slowenischen Studenten Júrij Dalmatin angefertigt, und mit der Unterstützung von Adam Bóhorič (Autor der ersten Grammatik des Slowenischen), gedruckt wurde.

Ausführlich zur älteren Geschichte:
Ch. Fleckenstein, H. Schmidt: in: Slavica Varia Halensia Bd. 2. (Link zu den Publikationen)
S. Mengel: in: Slavica Varia Halensia Bd. 6, S. 167-187.

Die moderne Slavistik in Halle

Ab 1920 war an der Universität Halle eine ständige Lektoratsstelle für slavische Sprachen eingerichtet, welche Dmitrij Tschiževskij (1894-1977), später einer der bekanntesten Slavisten Deutschlands, von 1932-1945 bekleidete. Obwohl offiziell nur Lektor nahm er alle Aufgaben eines Ordinarius wahr. Neben russischen, polnischen - und "bei Bedarf" ukrainischen, tschechischen und slovakischen - Sprachübungen bot er Vorlesungen zu allen Perioden der russischen und ukrainischen Literatur, zu geistigen Strömungen in Russland im 18. und 19. Jh., zur deutschen Dichtung und deutschen Philosophie in Russland, zur ostslavischen Volkskunde, zur tschechischen Literatur des Mittelalters, der Barockzeit, zur polnischen Kultur- und Geistesgeschichte seit dem 16. Jh., zu den Einflüssen von Krieg und Revolution auf die russische Sprache u.v. m. an.

Ausführlich zu D.I. Tschiževskij:

A. Richter (Hg.): in: Slavica Varia Halensia Bd. 1.

A. Richter (Hg.): in: Slavica Varia Halensia Bd. 8.

A. Richter und B. Klosterberg (Hg.): in: Slavica Varia Halensia Bd. 9.

Seit September 1945 bestand ein ständiger Lehrstuhl für slavische Philologie, in den 70er und 80er Jahren wurden fünf weitere Lehrstühle eingerichtet: Lehrstuhl für russische Literatur, Lehrstuhl für russische Sprachwissenschaft, Lehrstuhl für russische Sprache der Gegenwart, eine Professur für Sprachgeschichte, Lehrstuhl für sowjetische Literatur.
Gegenwärtig gibt es am Seminar für Slavistik drei Professuren: Slavische Philologie/Sprachwissenschaft, Slavische Philologie/Literaturwissenschaft, Südslavistik.

Zum Seitenanfang