Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Apophatik oder verbale Repräsentation? - Vortrag von Prof. Dr. Dagmar Burkhart

Anlässlich der Eröffnung des Wintersemesters 2013/14 laden
der Promotionsstudiengang Sprache – Literatur – Gesellschaft,
das Seminar für Slavistik und die Zweigstelle Halle der SOG
zu einem Vortrag von


Prof. Dr. Dagmar Burkhart (Philologin u. Kulturanthropologin, Hamburg)

Apophatik oder verbale Repräsentation?
Die Shoah in Texten von Danilo Kiš und Aleksandar Tišma

Ort: Hörsaal XVIII, Melanchtonianum, Martin-Luther-Universität
Zeit: 22.10.2013, 18:00 c.t

Über Ihr reges Interesse freuen wir uns!

Prof. Dr. Angela Richter
Prof. Dr. Andrea Jäger
Flyer_Burkhart_22.10.13.pdf (128,8 KB)  vom 29.09.2013

APOPHATIK ODER VERBALE REPRÄSENTATION? DIE SHOAH IN TEXTEN VON   DANILO KIŠ UND ALEKSANDAR TIŠMA

Resümee

Sowohl das Schreiben von Danilo Kiš wie auch das von Aleksandar Tišma ist ein Schreiben nach Auschwitz. In dem Vortrag wird deshalb – von Theodor Adornos, George Steiners u.a. skeptischen Positionen ausgehend – zunächst die Frage nach der Berechtigung und dann der Möglichkeit einer Darstellung der Shoah aufgeworfen. Unsagbares sagen und Unbeschreibliches beschreiben zu wollen, ist das Grunddilemma der Holocaustliteratur. Aus diesem Grund verlangen etwa Berel Lang, Peter Novick u.a. Beschränkung auf dokumentarisches Material und betonen die Notwendigkeit einer quellenkritischen Analyse, die nur der historische Diskurs leisten könne. Doch gerade weil die Tatsachen des industriellen Genozids der menschlichen Vorstellungskraft und Apperzeption eigentlich unzugänglich sind, fordern andere Autoren (z.B. Günther Anders, Imre Kertesz) das diametral Entgegengesetzte: die Fiktion, die allein mit rhetorischen Mitteln das Faktische zu transformieren imstande sei.

Mit Schwerpunkt auf der textuellen Grundlage von Danilo Kišs Peščanik (Sanduhr) und Bašta, pepeo (Garten, Asche) sowie Aleksandar Tišmas Knjiga o Blamu (Das Buch Blam) und Upotreba čoveka (Der Gebrauch des Menschen) sollen eine Reihe prinzipieller Fragestellungen behandelt werden:

  • Faktizität vs. Fiktion
  • Perspektive der Zeitzeugenschaft vs. künstlerische Evidenz-Strategien
  • affektive Haltung vs. pathosfreie Distanz (Ironie, Poetik der „kalten“ Enumeration)
  • poetische Verfremdung (Tropen, Phantastik) vs. mimetische Verfahren.

Sie umkreisen die Grundfrage der Holocaust-Debatte: Schweigen über das ineffabile, das Unfassbare, oder die Stimme erheben? Apophatik oder verbale Repräsentation?

Dagmar Burkhart

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